Allrad-Traktoren verfügen über einen definierten Vorlauf, der sicherstellt, dass die Vorderräder schneller drehen als die Hinterräder. Dieser Unterschied, der in der Regel zwischen 0,5 und 4 Prozent liegt, gibt der Vorderachse mehr Zugkraft. Ein Vorlauf außerhalb der jeweiligen Toleranz kann jedoch zu Verspannungen im Getriebe führen. Im schlimmsten Fall drohen ein Getriebeschaden und erhebliche Reparaturkosten. Der Reifensatz für einen Allradtraktor muss daher immer den Vorlaufspezifikationen der Maschine entsprechen.
Bereits die Vorlauf-Vorgaben der Hersteller unterscheiden sich. Fendt erlaubt etwa je nach Modell Vorlaufbereiche von 0,5 bis 4,5 Prozent. Andere Marken wie Claas setzen die Obergrenze schon bei 4 Prozent für kleinere Maschinen bis hinunter auf 3,65 Prozent für manche Großtraktoren. Neben dem jeweiligen Traktor- bzw. Getriebemodell muss der Vorlauf auch das Einsatzszenario berücksichtigen:
- Straßenfahrten: Vorlauf zwischen 0,5 und 2 Prozent, um den Verschleiß zu minimieren.
- Bodenbearbeitung: Höherer Vorlauf zwischen 2 und 4 Prozent für maximale Zugkraft.
Die Auswahl der passenden Reifen für Allrad-Traktoren
Selbst innerhalb derselben Reifengröße können Abrollumfänge zwischen verschiedenen Modellen und Herstellern innerhalb der von der ETRTO definierten Toleranzen variieren. Diese Unterschiede können das Übersetzungsverhältnis und damit den Vorlauf erheblich beeinflussen. Es empfiehlt sich daher folgendes Vorgehen.
Schritt 1 – Die Übersetzung
Die Übersetzung des jeweiligen Traktors muss bekannt sein, sie bildet die Grundlage für die Zusammenstellung eines passenden Reifensatzes. Werkstätten und Reifenhändler können diese Übersetzung in Datenbanken des Großhandels finden oder direkt beim Fahrzeugbauer erfragen. Achtung: Je nach Traktormodell können verschiedene Getriebe mit unterschiedlicher Übersetzung verbaut sein
Schritt 2 – vom Hinterreifen zum Vorderreifen
Die Abrollumfänge von Vorder- und Hinterrad müssen das richtige Verhältnis aufweisen. Ist der Hinterreifen ausgewählt, erfolgt die Auswahl des Vorderreifens, dessen Abrollumfang exakt zum gewünschten Vorlauf führt und eine harmonische Kraftübertragung gewährleistet. Die erforderlichen Angaben zum Abrollumfang finden sich üblicherweise in den Profilbeschreibungen.
Ein digitaler Vorlauf- bzw. Umrüstungsrechner mit integrierter Produktdatenbank, wie ihn manche Händler anbieten, erleichtert diesen Schritt enorm.
Allgemeine Überlegungen zur Umrüstung
Neben dem Vorlauf spielen bei der Umrüstung von Allradtraktoren auch sämtliche weiteren Kriterien eine Rolle, die bei der Umrüstung nicht allradgetriebener Maschinen wichtig sind. Hier einige Beispiele:
- Wer seine alten Standardfelgen mit bodenschonende IF- oder VF-Reifen ausstatten will, kann in den meisten Fällen sogenannte NRO-Reifen nutzen. Diese Profile verfügen über eine deutlich vergrößerter Aufstandsfläche, finden aber auch auf schmaleren Felgen Halt. Grundsätzlich sollte hier die genaue Felgenbreite geprüft werden.
- Reifen mit hoher Flanke können die Maschinengeometrie verändern und die effektive Drehachse wie auch den Wendekreis beinträchtigen. Die Reifenhöhe ist auch beim Traktoreinsatz in niedrigen Gebäuden relevant!
- Schwere Zugarbeiten erfordern Reifen mit höherem Vorlauf und entsprechender Tragfähigkeit.
- Multifunktionale Lösungen sparen Zeit und erhöhen die Flexibilität des Maschinenparks, da Pflegeräder, Haupträder und Spezialbereifung auf einer Maschine eingesetzt und kombiniert werden können. Dabei muss natürlich immer die jeweilige Tragfähigkeit berücksichtigt werden.