Werkstatt-Tipp: richtig Druck machen!

Mit unseren Werkstatt-Tipps zum Thema „Luftdruck“ stellen Mechaniker, Monteure und Anwender von Anfang an die Weichen für ein langes Reifenleben. Denn ein falsch eingestellter Innendruck geht dem Reifen an die Substanz, kann zu einem deutlich höheren Verschleiß führen und ist der häufigste Grund für einen frühzeitigen Ausfall.

Sowohl ein zu hoher wie auch zu niedriger Luftdruck beschädigt auf Dauer die Reifen. Leider gibt es nicht den einen richtigen Reifeninnendruck. Schon beim Wechsel vom Acker auf die Straße sollte der Druck vom bodenschonenden niedrigen Bereich auf den spritsparenden und temposicheren höheren Druck angepasst werden. Und dann kommt noch die Achslast ins Spiel.

Ein dauerhaft zu hoher Reifeninnendruck kann zu Rissen am Wulstsitz oder gar zum Wulstbruch führen. Außerdem beeinträchtigt ein zu hoher Druck im Reifen das Fahrverhalten und fördert die Bodenverdichtung auf dem Acker.

Dauerhaft zu niedriger Luftdruck belastet hingegen die Profilschulten und die Reifenflanke. Das führt zu stark beschleunigter Abnutzung in den entsprechenden Reifenpartien und sogar zu Schäden im Inneren des Reifen. Im schlimmsten Fall reißt de Flanke ein. Niederdruck heizt den Reifen bei hohem Tempo außerdem zu sehr auf. Das fördert den Abrieb und nicht zuletzt steigt der Spritverbrauch messbar.

Was Werkstätten und Anwender beim Reifendruck berücksichtigen müssen

Grundsätzlich sollte bei jedem Werkstattaufenthalt der Luftdruck des Fahrzeuges geprüft, angepasst und der Fahrzeugführer über evtl. Abweichungen informiert werden. Die wichtigsten Parameter für den richtigen Reifendruck sind das Gewicht des Fahrzeuges, des Anbaugerätes und die Geschwindigkeit, mit der das Fahrzeug maximal unterwegs sein wird. Anhand dieser beiden Größen zeigt die Luftrucktabelle den jeweils geeigneten Innendruck. Doch natürlich spielt auch der Untergrund eine wichtige Rolle.

Basics zur Reifendruck-Grundeinstellung

1. Luftdrucktabellen nutzen!

Luftdrucktabellen unterscheiden sich nach Reifengrößen sowie Profilen und sind von Hersteller zu Hersteller verschieden. Diese Tabellen sind normalerweise auf der Website eines jeden Herstellers einsehbar. Luftdrucktabellen werden ausgehend von der zu fahrenden Geschwindigkeit (1) gelesen. Aus der zur Geschwindigkeit zugehörigen Zeile wird die maximal benötigte Traglast (2) abgelesen, welche innerhalb einer Spalte mit dem zugehörigen Luftdruck (3) steht.

ACHTUNG! Die bar-Angabe an der Reifenflanke zeigt nur den maximalen Montageluftdruck. Der Montageluftdruck ist der Luftdruck, mit dem der Reifen bei der Montage befüllt wird, damit der Reifen optimal auf der Felge sitzt. Um diesen zu erreichen, ist teilweise ein höherer Luftdruck als im normalen Fahreinsatz erforderlich. Aber auch für diesen Luftdruck gibt es Grenzen. Bei Landwirtschaftsreifen darf er 150 % des man. Normalluftdruck/max. Normalluftdrucks nicht überschreiten und keinesfalls größer als 2,5 bar sein.

2. Traglast messen und Achslast berechnen

Eingangs muss die Werkstatt das Fahrzeug und seine Anbaugeräte wiegen, und die Verteilung des Gesamtgewichtes auf die Achsen errechnen. Bei einem klassischen Traktor entfallen rund 60 Prozent der Last auf die Hinterachse und nur 40 Prozent auf die vorderen Reifen. Achtung! Anbaugeräte können über die Hebelwirkung eine Kraft auf die Achse übertragen, die ihr Eigengewicht übersteigt.

3. Druck einstellen: „Vorderachse zuerst“ bei Frontlader & Co

An Front- und Teleskopladern oder Maschinen mit frontseitigen Werkzeugen wird der vorgesehene Druck zuerst an den Vorderreifen, dann auf der Hinterachse eingestellt.

Reifendruck: Ausgewählte Einsatzbereiche und Reifentypen

  1. Auf dem Acker trägt niedriger Luftdruck natürlich zur Traktion und zur Bodenschonung bei. Profile, die nicht auf niedrigen oder flexiblen Druck ausgelegt sind, könnten dabei allerdings erheblich beschädigt werden. IF- und VF-Reifen sind hier die richtigen Produkte.
  2. Sonderfall Pflegereifen: Pflegereifen benötigen einen hohen Druck zwischen 3 und 4,5 bar, um eine zufriedenstellende Tragkraft zu erreichen. Der Druckbereich für eine bestimmte Traglast ist bei diesem Reifentyp recht schmal. Ein exaktes Wiegen der Maschine und ihrer Anbauwerkzeuge ist äußerst wichtig!
  3. Und was ist bei Zwillingsbereifung? Zwillingsräder vergrößern die Traktion und tragen über ihre zusätzliche Fläche zur Bodenschonung bei, in der Regel haben Sie aber keine tragende Funktion. Aus diesem Grund muss nur der Druck der Haupträder der Achslast angepasst werden. Bei den Zwillingsrädern wird über den Druck lediglich der statische Halbmesser bzw. die Standhöhe den Hauptreifen angepasst. Die Hauptlast sollte immer auf dem Hauptrad liegen.

Mehr Ertrag und Gewinn durch richtigen Reifeninnendruck

Gleich mehrere Prozent weniger Treibstoff benötigt eine fahrende Maschine, die mit dem richtigen statt einem zu niedrigen oder zu hohen Reifendruck unterwegs ist.

Und für alle Anwender gilt, dass ihre leistungsstarken Reifen mit dem jeweils passenden Druck messbar länger halten.

Angesichts der Sparpotentiale ist der staatlich geförderte Einbau einer Reifendruckregelanlage eine überlegenswerte Option, und auch der manuelle Einsatz eines Air Boosters zur schnellen und flexiblen Druckanpassung rechnet sich unterm Strich schnell. Weitere Informationen erhalten Anwender, Händler und Werkstätten von ihren Lieferanten oder direkt beim Hersteller